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hubert ivo mensch nation menschheit eine europaische anmerkung zur bildung des menschengeschlechts so ist es gewiss dass die entwicklung der sprache die nationellen verschiedenheiten erst in das hellere gebiet des geistes uberfuhrt von humboldt 1963 561 vorbemerkungen ende des 15 jahrhunderts ubersetzt der aragonese gonzalo garcia de santa maria das buch leben der heiligen vater in der wuste er begrundet die wahl der sprache in die er diesen text aus der christlichen fruhgeschichte ubertragt so da die konigliche macht heute kastilisch ist und es dem ausgezeichneten konig und der vortrefflichen konigin die uns regieren gefallen hat aus dem konigreich kastilien die basis und den sitz ihrer regierung zu machen habe ich beschlossen dieses buch auf kastilisch zu schreiben denn die sprache begleitet mehr als alles ubrige die macht vincent 1992 73 da sich etliche europaische staaten entschlossen haben ihre machtbefugnisse zunehmend der kommission der europaischen gemeinschaft zu ubereignen und da es der europaischen gemeinschaft und ihren ausgezeichneten und vortrefflichen organen gefallen hat europa zur basis und zum sitz ihrer okonomie orientierten regierung zu machen werde ich obwohl die sprache mehr als alles ubrige die macht begleiten mag diesen vortrag dennoch nicht auf europaisch sprechen in meinem herzen nicht weniger als in meinem kopf wunsche ich innig damit eine gute wahl getroffen zu haben namlich lm europaischen geiste zu sprechen und einen irrweg zu vermeiden von dem john gray in seiner kritik am globalen kapitalismus spricht den irrweg die vielzahl der kuituren durch eine einzige universale zivilisation ersetzen zu suchen gray 1999 292 angenommen ein britischer pferdekenner der sich auf dem deutschsprachigen markt umschaut hat die einschlagigen deutschen worter im kopf nicht wenig erstaunt und uberrascht wird er sein wenn sein geschaftsfreund in wien beim kellner einen groben braunen bestellt in einem cafe dem geborenen osterreicher fallt an einer solchen bestellung nichts auf ihm ist gelaufig dab er unter den moglichkeiten in wien einen kaffee zu ordern auch die des groben braunen hat dieser harmlose ja banale sachverhalt mag uns auf zwei ganz und gar spiegel 17 18 1999 2000 nr 1 2 9 24 nicht harmlose fragen fuhren die abstrakt luftig formuliert lauten wieviel konsens ist notig damit menschen friedvoll zusammenleben konnen und wie kommen sie zu ihrem konsens die gedanken wahrend der nachsten 50 minuten werden wovon im einzelnen auch die rede sein wird immer um diese beiden fragen kreisen angenommen nach einem staatsempfang auf dem viel von konsens die rede gewesen ist beharrt jemand auf einer grundlichen antwort was das denn eigentlich sei der konsens vielleicht ist unter den gasten einer der die frustrierenden antwortversuche zu kommentieren weib er konnte augustin zitieren was also ist zeit wenn mich niemand danach fragt weig ich es will ich einem fragenden es erklaren wei6 ich es nicht 1 so ahnlich ergeht es uns auch mit dem konsens ich riskiere eine definition und fuhre die analogie aus wie grob unser gemeinsamer vorrat an weltwissen verhaltensregeln wertungskriterien samt der emotionalen erlebnisresonanz die dieser vorrat auslost wirklich ist bemerken wir nicht wir bemerken in aller regel nur dann etwas von dieser konsenserei wenn der ruckgriff auf einen solchen vorrat nicht gelingt dann geht es darum punktuell abhilfe zu schaffen ich werde sie nicht einladen eine solche sanitater perspektive einzunehmen anders stellt sich die situation dar wenn in entgrenzungseuphorie konsens eher als meinungs und verhaltensdruck in den bliek kommt dem wider stand zu leisten sei als meinungs und verhaltensdruck in einer generationslage einer zeitgenossenschaft einer zweck oder glaubensgemeinschaft einer nationalen kultur ich werde sie auch nicht einladen in einer befreiungsideologischen loge platz zu nehmen ich mochte sie vielmehr einladen mit mir zusammen den versuch zu unternehmen ohne engagement und ohne eifer auf den konsens zu schauen aus dem wir leben von dem wir kaum etwas wissen den wir selten beachten uber den wir nur gelegentlich sprechen auf den konsens der ein leben in frieden miteinander erfreulich und wunschenswert macht 1 achthaben auf die worter mit dem wort mensch sondern wir in der regel aus der vielfalt der gattung in der wir alle lebewesen versammeln eine gruppe aus und identifizieren diese als eine eigene art die des menschen je nach dem gesichtspunkt der die unterscheidung bestimmt heben wir dabei das eine oder das andere merkmal als das spezifische der art der species hervor bzw schreiben wir ihr dieses merkmal zu zum beispiel der mensch das vernunftbegabte lebewesen das sprechende lebewesen das seil zwischen tier und ubermensch nietzsche das selbstbestimmte lebewesen das sich selbst entwerfende lebewesen die logischen und die metaphysischen verhaltnisse die durch solche unterscheidungen und identifizierungen entstehen sind in dem baum diagramm am einfachsten darstellbar das nach dem neuplatoniker aus dem dritten nachchristlichen jahrhundert porphyrios von tyros arbor porphyriana genannt wird es findet sich in dessen schrift mit der er in die organon lehre des aristoteles genauer in deren ersten teil die kategorienlehre 10 einfuhrt 2 ausgehend von der unterscheidung belebt und unbelebt seiendes labt sich der baum so entwerfen i gattung vernuftbegabt seiendes nichtvernuftbegabt seiendes art menschen tiere t gattung beseelt seiendes unbeseelt seiendes art tiere menschen pflanzen t gattung belebt seiendes unbelebt seiendes art pflanzen tiere menschen steine wasser luft t gattung seiendes der ausdruck mensch in diesem porphyrianischen baum kennzeichnet den menschen als gattungswesen der je einzelne mensch dagegen also derjenige der einen namen tragt wird in diesem diagramm zum exemplar seiner gattung bzw seiner art die formulierung exemplar einer gattung legt fest dab was dem einzelnen menschen als wesentlich zukomme ihm als gattungswesen zukomme als einem exemplar mag ihm dieses oder jenes eigentumlich sein dab er weiblich oder mannlich kind oder greis farbig oder weib dieser oder jener nation zugehorig sich als jude christ oder moslem versteht fur die zuweisung seines platzes im arbor porphyriana sind solcherart biologische und kulturelle besonderheiten ohne belang aber das kann doch nicht sein alle solche eigentumlichkeiten sollen dem einzelnen menschen nur zufallen also nur akzidentell nicht substantiell sein vor allem aber nicht als exemplare einer gattung erfahren wir uns in der welt sondern als personen die einen namen haben als unverwechselbare einzelne kaum uberschaubar sind die versuche diese personale selbstwahrnehmung nach denkend verstehen und begreifen zu wollen ich zitiere beispielhaft aus der schrift von emmanuel levinas humanismus des anderen menschen die einzigkeit des ich das ist die tatsache dab niemand an meiner stelle antworten und verantwortlich sein kann levinas 1989 43 mussen wir also den arbor porphyriana anders konstruieren oder ganz von ihm lassen 3 wenn wir unserer eigenen selbstwahrnehmung rechnung tragen wollen bevor wir uns flugs ans entsorgen machen sollte fur einen augenblick die wirkungsgeschichte der aristotelischen organon lehre bedacht werden denn es ist doch schwer vorstellbar dab sie solange und so intensiv hat aufmerksamkeit erfahren konnen ohne etwas wesentliches unserer selbstwahrnehmung zu treffen 11 und zu verarbeiten jene kritik die einen biologistischen grundzug im aristotelischen denken ausmacht fuhrt auf die spur dessen was uns seinen denkansatz unentbehrlich macht dag wir menschen uns als gegeben als vorgegeben erfahren indem wir denkend dieser erfahrung nachgehen tragen wir der tatsache rechnung dag wir als naturwesen existieren dieser sachverhalt bleibt bestehen auch wenn wir uns als personen vorstellen und denken tun wir dies so tragen wir der tatsache rechnung dab wir nicht nur gegebenheiten der natur sondern uns selber auch aufgegeben sind der grund aus dem sich diese aufgabe ergibt wird mit stichworten wie z b freiheit oder erziehung oder geschichte oder kultur gekennzeichnet diese beiden sehepunkte mussen wir einnehmen wenn wir uns selbst in unserem gegebensein und in unserem aufgegebensein verstehen wollen wir mussen sie einnehmen um uns menschen als einzel und als gattungswesen vorstellen und denken zu konnen aber auch wenn vom menschen im plural die rede sein soll sprechen wir vom menschengeschlecht so haben wir die gesamtheit derer vor augen die menschliche eltern haben sprechen wir dagegen von der menschheit so ruckt die aufgabe in den vordergrund fur die faktische gesamtheit der menschen eine form zu finden in der formulierung humboldts bildung des menschengeschlechts werden beide sehweisen vereinigt auch fur den ausdruck nation gilt dab wir indem wir ihn gebrauchen beide aspekte zur geltung bringen nation ist einerseits mit der vorstellung vom geborenwerden also mit der von abstammung verbunden andererseits aber wird sie erst wahrhaft zu einer wann der gedanke es zu wollen in ihr reift das gefuhl sie beseelt eine solche und solche zu seyn 4 neuere historiker pointieren was humboldt erfahrungsnah umschreibt und sprechen von der erfindung der nation anderson 1988 die beiden fragen auf die ich eine antwort suche lauten 1 ist es zwingend zwischen den einzelnen menschen und der menschheit als deren gesamtheit auf einer wie humboldt sagt mittelstufe eine mittlere soziale grobe anzunehmen 2 stellt die nation die form bereit in der diese grobe gestalt gewinnt 2 humboldts antwort sprachnationen zu den wenigen tendentiell selbstversorgten definitionen in humboldts texten gehort diese eine nation ist eine durch eine bestimmte sprache charakterisierte geistige form der menschheit in beziehung auf idealische totalitaet individualisiert 5 vier aussagen lassen sich in dieser definition unterscheiden 1 eine nation ist eine geistige form der menschheit 12 2 diese geistige form hat ihre eigenart in einer bestimmten einzelsprache 3 die menschheit wird als idealische totalitat aufgefabt 4 die jeweilige nation als geistige form ist das ergebnis einer individualisierung der idealischen totalitat zu 1 eine nation ist eine geistige form der menschheit eine nation ist fur uns davon gehe ich aus zuerst und vor allem eine bestimmte form der vereinigung von menschen labt sich von diesem soziologischen verstandnis der nation eine briicke schlagen zu humboldts geistiger form sehen wir zu humboldt spricht von einer geistigen form der menschheit verwenden wir wie vorgeschlagen das wort menschheit auf eine solche weise dab die aufgabe fur die faktische gesamtheit der menschen eine form zu finden in den vordergrund ruckt so steht der bruckenschlag in aussicht nationen sind formen in denen menschheit gestalt gewinnt dab humboldt sie als geistige form bestimmt mag zunachst unbeachtet bleiben es genugt festzuhalten nationen sind formen in denen sich das menschengeschlecht zur menschheit bildet zu 2 diese geistige form hat ihre eigenart in einer bestimmten einzelsprache die zweite aussage in humboldts nationen definition behauptet die identitat von sprache und nation nation ist sprachnation von einer identitat aber davon gehe ich aus wurden wir nicht reden und auch nicht reden wollen dab eine gemeinsame sprache als ein merkmal unter anderen eine nation ausmachen konne aber nicht musse scheint die opinio communis zu sein wieder stellt sich die frage ob sich von diesem alltagsverstandnis von sprache und nation eine brucke schlagen labt zu humboldts befremdlicher behauptung die mit geschichtlichen tatsachen keineswegs immer niemals aber ohne einschrankungen ubereinstimmt wir mussen also prufen wie diese zweite aussage in humboldts definition zu verstehen ist wir mussen aber auch prufen mit welchen suchbildern wir unsere augen auf humboldts text richten das suchbild das wir uns wenn wir das wort sprachnation horen ohne humboldtphilologische anstrengung bilden mogen konnte von folgenden merkmalen und parolen bestimmt sein innerhalb einer nation verkehren alle menschen nur in einundderselben sprache dieser feststellung folgen moglicherweise zwei imperative alle menschen gleicher zunge sollen eine staatsnation bilden nur menschen gleicher zunge bilden eine staatsnation diese merkmals und parolengruppe wird im bliek auf die neuzeitliche geschichte gegenstand kritischer reflexion diese labt sich so pointieren es kommt darauf an was wir denken und wie wir miteinander umgehen nicht darauf in welcher sprache wir das tun unvermerkt wird die behaltnis vorstellung von sprache teil des suchbildes mit diesem suchbild kommen wir kaum in humboldts definition hinein gelingt uns dies dennoch weil wir beharrlich sind so halten wir es in ihr nicht aus was tun entweder wir ignorieren sie da sie sich nicht unserem suchbild anbequemt oder wir uberprufen das suchbild tun wir letzteres so erweist sich dab unser suchbild den 13 texten humboldts nicht adaquat ist und dies in zweifacher hinsicht 1 es wird dem status nicht gerecht den die definition in humboldts sprachdenken hat diese fabt namlich insofern es um den menschen im plural geht zusammen was humboldts anthropologische grundlegungung seiner analysen menschlicher sprachlichkeit genannt werden kann sie hat nicht den status einer handlungsanleitenden maxime 2 das suchbild enthalt eine vorstellung von sprache die mit derjenigen humboldts nichts gemein hat das doppelt inadaquate des suchbildes labt sich gleichnishaft so festhalten wer ausblicke uber sein umfeld sucht um zu entscheiden wohin er seine fube wenden will sucht sie die ausblicke nicht im keiler auf den fundamenten des hauses und wer eine raspel sucht stellt sich nicht vor wo ein hobel sein konnte auf welchem grund errichtet humboldt sein vielgeschossiges denkgebaude vom sprachwesen mensch auf einer metaphysisch anmutenden annahme die in der dritten aussage der definition ausgedruckt ist zu 3 die menschheit wird als idealische totalitat aufgefabt ausdrucklich unterscheidet humboldt seinen begriff der menschheit als idealische totalitaet von einem nur klassifikatorischen begriff des menschengeschlechts der alle menschen zu einer gattung zusammenfabt die innere verwandtschaft des menschengeschlechts beruhe in letzterer sichtweise nur auf der einheit der idee sie sei als ein begriff der vom betrachter dem was begriffen werden soll von auben zugeschrieben wird ein produkt des verstandes in solch kognitiver konstruktion wie wir heute sagen aber werde ein fundament gelegt auf dem die sprachlichkeit des menschen verkannt nur scheinbar erklart und unrichtig gewurdigt werden konne dagegen grundet sein begriff von der idealischen totalitaet in der einheit des wesens der menschheit wird mit der rede vom wesen des menschengeschlechts nicht ein ruckfall in die metaphysik eingeleitet humboldt ist sich bewubt dab ihn dieser schwerwiegende einwand treffen kann darum so sagt er spreche ich dies lieber in dem tone innerer uberzeugung als mit der zuversicht allgemeiner behauptung aus und verweist auf die kritische funktion einer solchen metaphysischen spekulation man gewinne mit ihr viel wenn man sie in der form geahndeter moglichkeit als warnende stehen liebe und sich nicht in der gegenteiligen auffassung verschliebe 6 wie aber gelangt humboldt von der idealischen totalitat der menschheit wieder zum einzelnen menschen zuruck zum menschen als person die vierte aussage in der definition gibt die antwort zu 4 die jeweilige nation als geistige form ist das ergebnis einer individualisierung der idealischen totalitat diese antwort kommt uberraschend denn nicht von personen sondern von nationen ist in dieser aussage die rede das problem lost sich wenn wir prufen wie humboldt die ausdrucke individualisierung und individualitat gebraucht zunachst zum ersteren ausdruck die individualisierung idealischer totalitat fuhrt humboldt bildlich als 14 zerspalten und zerschlagen ein das menschengeschlecht ist fur ihn ein in zahllose individuen zerspaltenes die innere verwandtsschaft dieser individuen erwachst aus der wesenseinheit des menschengeschlechts 7 der einzelne selbst ist somit ein abgerissenes bruchstuck seines geschlechts 8 der akt des individualisierens zerschlagt aber auf so wunderbare weise dass sie die individualisierung h i gerade durch die trennung das gefuhl der einheit weckt ja als ein mittel erscheint diese wenigstens in der idee herzustellen 9 die geschichte in der sich dieses zerschlagen vollzieht und in den menschen die ahnung ja eine innere uberzeugung weckt dass das menschengeschlecht trotz aller trennung aller verschiedenheit dennoch in seinem urwesen und seiner letzten bestimmung unzertrennlich und eins ist 10 ist ihm kein prozeb der an sein ziel gelangend zum stillstand kommen konnte vielmehr gilt weil die so verstandene individualitat an die spitze der erklarung aller menschlichen zustande 11 gesetzt ist dab ein solcher stillstand selbst als nur gedachter ganz und gar unakzeptabel ist drei anmerkungen zum verstandnis dieser satze humboldts mochte ich schon an dieser stelle einfugen erstens unubersehbar ist schon wegen der wortwahl zerspalten zerschlagen abgerissenes bruchstuck dab sich humboldt mythologischer vorstellungen bedient zweitens in formulierungen wie ohne die reelle kraft die bestimmte individualitat an die spitze der erklarungen aller menschlichen zustande zu setzen verliert man sich in hohle und leere ideen lassen sich kritische verweise auf geschichtsphilosophische spekulationen im umkreis des deutschen idealismus erkennen moglicherweise hat das erste mit dem zweiten zu tun insofern sich humboldt gegen die bloss aus logischen und diskursiven begriffen geschopfte geschichtsspekulation wendet und darauf insistiert die richtung des geistigen strebens aus der tiefe des inneren gefuhls zu finden12 drittens die innere uberzeugung dass das menschengeschlecht trotz aller trennung aller verschiedenheit dennoch in seinem urwesen und seiner letzten bestimmung unzertrennlich und eins ist wird gegenwartig von uns mitgedacht und mitgefuhlt wenn emphatisch von menschenrechten die rede ist das wort individualitat verwendet humboldt in einem strikten und in einem ubertragenen sinn auf diesen unterschied zu achten darf es zur scharfen begranzung der begriffe nicht fehlen so ist die individualitat einer sprache auch nur vergleichsweise eine solche die wahre individualitat liegt nur im jedesmal sprechenden 13 worauf richtet humboldt mit solchen selbstkommentaren unsere aufmerksamkeit darauf dab der einzelnen sprache und somit auch der einzelnen nation individualitat nicht wirklich zukomme vielleicht nur ein bibchen individualitat oder vielleicht etwas das einer solchen ahnelt ohne es zu sein solche ontologisierenden formulierungen treffen kaum humboldts text in einem klammerausdruck findet sich ein hinweis versteekt der klart was den nicht meta phorischen den strikten gebrauch eines wortes ausmacht namlich es zu gebrauchen wie man das wort gewohnlich nimmt 14 vom eingelebten gebrauch des wortes vom usus fuhrt der weg uber die vergleichende rede uber die metapher zu neuen einsichten die sprachen so hat es humboldt in seiner ersten akademie rede gesagt sind nicht eigentlich mittel die schon entdeckte wahrheit 15 darzustellen sondern weit mehr die vorher unerkannte zu entdecken 15 die neu erkannte wahrheit lautet die individualitaet und die nationalitaet sind die beiden grossen intellektuellen formen in denen die steigende und sinkende bildung der menschheit fortschreitet 16 die nationalitat ist auf einer mittelstufe zwischen person und menschheit nach art der individualitat von personen vorzustellen und zu denken also so wie sie personen zukommt denn sie teilt mit ihnen die eigenschaft dab sich aus ihr keine neuen gattungsbegriffe bilden lassen 17 humboldt bejaht also das hat der kommentar zu seiner kompakten definition ergeben die frage ob es notwendig sei eine mittelstufe zwischen person und menschheit anzunehmen und er bejaht ebenso die frage ob die nation die form bereitstelle in der diese grobe gestalt gewinnen konne die kennzeichnung der nation in humboldts antwort als sprachnation hebt hervor dab fur humboldt eine einzelne nation in ihrer sprache die eigenart gewinnt eine geistige form der menschheit zu werden und zu sein wie verhalt sich diese metaphysiknahe charakterisierung der mittelstufe nation zu dem was wir geschichtsgesattigt nation nennen humboldt antwortet eindeutig mit der kennzeichnung der nationen als geistige formen der menschheit soll nicht ihr reales irdisches treiben aus dem bliek geraten vielmehr mub nachdem sie so definiert ist deutlich werden dab sie geistige krafte in irdischer zeitbedingter erscheinung sind 18 wird dem rechnung getragen so lautet die definition eine nation ist ein solcher theil der menschheit auf welchen so in sich gleichartige und bestimmt von andren verschiedene ursachen einwirken dass sich ihm dadurch eine eigenthumliche denk empfindungs und handlungsweise anbildet 19 aufgrund historischer analysen gelangt humboldt zu drei wichtigen erlauterungen das wort nation im sinne von geistige form der menschheit zu gebrauchen nation als geistige form der menschheit ist auch ein relativer begriff insofern es spharen der eigenthumlichkeit gibt an denen nationen in unterschiedlicher weise teilhaben20 und sich so in unterschiedlichen hinsichten naher oder ferner sein konnen nationen haben ihre geschichte diese zeigt auch nationen gehen allmahlich in einander uber 21 insofern leidet der grundsatz der identitat der nationen und sprachen so richtig er an sich ist grosse schwierigkeiten in der anwendung und erfordert fernere erlauterung 22 civilisation und cultur heben die grellen contraste der volker allmahlich auf und noch mehr gelingt das streben nach allgemeinerer sittlicher form der tiefer eindringenden edleren bildung damit stimmen auch die fortschritte der wissenschaft und kunst uberein die immer mehr nach allgemeineren von nationellen ansichten entfesselten idealen streben 23 es gibt also tendenzen innerhalb der kuituren von solchen nationen die humboldt hochgebildet 24 weil sprachverstandig 25 nennt die scheidende granze immer feiner und daher immer weniger trennend zu machen das bewahren der nationalitaet ist nur dann wahrhaft achtungswurdig wenn es in solcher offenheit geschieht 26 16 zusammenfassend iabt sich humboldts definition eine nation in diesem sinne ist eine durch eine bestimmte sprache charakterisierte geistige form der menschheit in beziehung auf idealische totalitaet individualisiert so charakterisieren sie bestimmt die aufgabe des menschengeschlechts sich zu einer menschheit zu bilden als eine die nur plural gelingen kann darum gilt der grundsatz das allen menschen gemeinsame kann doch nur in verschiedenem geiste errungen werden denn die mannigfaltigkeit in welcher sich die menschliche eigenthumlichkeit auszusprechen vermag geht ins unendliche 27 nationalitat als intellektuelle form in welcher die steigende und sinkende bildung der menschheit fortschreitet 28 sichert dab was allen menschen gemeinsam ist auch in verschiedenem geiste angestrebt werden kann sie bewahrt uns das sei schon im vorgriff an dieser stelle gesagt davor pluralitat als eine conditio humana denkend einfach zu uberspringen sie im denken zu ignorieren meine kommentierenden satze zur humboldts nationen definition haben bislang unbeachtet gelassen wie humboldt die bestimmung der nation als geistige form des menschengeschlechts in seinen historischen analysen von nationen so wie sie uns in ihrem realen und irdischen treiben begegnen und da geht es bekanntlich nicht nur hoch und hehr zu zur geltung bringt zugespitzt gefragt hat das eine uberhaupt mit dem anderen zu tun ich schlage vor in humboldts texten zwei parallel gefuhrte denkwege anzunehmen auf denen die jeweils formulierten probleme gleichzeitig und in blicknahe von verschiedenen sehepunkten her dargestellt und erortert werden die einlablichc analyse dieser parallel gefuhrten denkwege erfordert eine eigene darstellung hier sei nur eine frage aufgegriffen labt sich in humboldts sprachdenken etwas verlabliches daruber finden wie die nation als die mittlere grobe zwischen personen einerseits und dem menschengeschlecht andererseits gemessen werden sollte also wie grob mub sie mindestens wie grob darf sie hochstens sein und warum sollen diese mabe gelten die antworten auf diese fragen sind wichtig weil sie aufschlusse daruber geben warum die menschen sich auf dieser erde nicht einfach zu einer einzigen menschheit zusammenschlieben eine weltregierung bilden und sich zur verstandigung untereinander nur einer einzigen sprache bedienen scharfer und genauer formuliert die antworten lassen aufschlusse daruber erwarten warum es widersinnig ist solches anzustreben oder auch nur zu wunschen humboldt betont dab sich nichts definitiv numerisches zu der grobe der nation sagen iabt aber er stellt doch grundsatze vor die die richtung angeben in der die grobenbestimmung gesucht werden soll ausgangspunkt ist die definition der bedingungen zur sprachentstehung und da die einzelne sprache die geistige form einer nation ist auch zur entstehung einer nation nur aus einer hinreichenden mannigfaltigkeit verschiedener und doch nach gemeinsamkeit strebender denk und emptindungsweisen konnen sprachen hervorgehen 29 die mannigfaltigkeit 17 innerhalb einer sozietat ist hinreichend wenn die einzelnen im umgang mit ihresgleichen angeregt humboldt angereizt und begeistert werden sich der wahrheit die immer nur zwischen den individualtaten liegt zu nahern regt sie dazu nicht an dann bietet sie weil zu klein und zu uniform keine voraussetzungen fur die entstehung einer sprache ist aber die mannigfaltigkeit innerhalb eines menschenhaufens der begriff der nation als der eines auf bestimmte weise sprachbildenden menschenhaufens 30 so immens dab sich gemeinsamkeit nicht bilden kann dann ist der menschenhaufen fur die enstehung einer sprache zu grob und zu disparat letztere bedingungen erweisen sich immer dann als gegeben wenn die bildung des menschengeschlechts zur einen menschheit auf der dirretissma also ohne mittelstufe gesucht wird dieser mabstab findet sich im hinblick auf die entwicklungsphasen in denen sprachen ihren charakter ausbilden sprachtheoretisch expliziert aber die sprache im allgemeinen die ganze menschliche als eine genommen und jede einzelne gewinnen je grosser die masse der gegenstande der in sprache verwandelten welt wird und je vielfacher die in gemeinsames verstandnis tretenden individualitaeten sind 31 die mannigfaltigkeit erzeugt sich im referieren auf welt und im alterisieren mit personen den beiden konstitueten menschlichen sprechens wenn sich welt in so zahlreichen und so verschiedenen menschen eines menschenhaufens spiegelt dab sich die individuen die in ein gemeinsames verstandnis treten wollen die fulle der spiegelungen nicht aneignen und sich auch nicht sozial koharent untereinander verbinden konnen dann wird aus diesem menschenhaufen keine nation weil sich der welt stoff nicht zu einer geistigen form der menschheit hat bilden lassen suchen wir nach den allgemeinsten grunden fur solches nicht gelingen so werden wir zur analyse der bedingungen menschlicher existenz angeregt die als kontingente bedingungen dem unendlichen streben des homo sapiens grenzen setzen die mittelstufe brauchen wir menschen weil wir so heil unsere kulturellen leistungen leuchten gebrechliche wesen sind nationalitat als intellektuelle form in der sich das menschegeschlechts uberhaupt erst bilden kann ist eine antwort auf diese conditiones humanae humboldt hat in dieser antwort das zentrale thema seines konzepts vom vergleichenden sprachstudium gesehen das vergleichende sprachstudium die genaue ergrundung der mannigfaltigkeit in welcher zahllose volker dieselbe in sie als menschen gelegte aufgabe der sprachbildung losen verliert alles hohere interesse wenn sie sich nicht an den punkt anschliesst in welchem die sprache mit der gestaltung der nationellen geisteskraft zusammenhangt 32 humboldts konzept eines vergleichenden sprachstudiums stellt die kategorien zur verfugung in denen die aufgabe nachwachsende generationen mit der welt auf die sie treffen vertraut zu machen gegenwartsbezogen begriffen werden kann also 18 unter pluralitatsbedingungen ohne die halteseile von traditionen in anspruch zu nehmen meine abschliebenden uberlegungen gelten humboldts argumentation seinen begriff nation als mittelstufe in der europaischen geschichte zu situieren und sie gelten seinen analysen menschlicher existenz die seiner auslegung der menschlichen sprachlichkeit inharent sind 3 eine europaische anmerkung zur bildung des menschengeschlechts pax ratione locutionis die anmerkung von der die rede sein soll findet sich in den theorien zur volkssprachlichkeit formuliert die jenen prozeb begleitet haben in dem vernaculare sprachen europas zu schriftsprachen geformt zu bestimmenden merkmalen unterschiedlicher kuituren promoviert und als geistige formen der menschheit verstanden und ausgelegt worden sind charakteristisch fur die europaische anmerkung zur bildung des menschengeschlechts ist es dau die einheit der menschheit nun von den besonderheiten der nationalen kuituren her in den bliek kommt und darum erst im austausch der nationalen kuituren gestalt gewinnen kann ich spreche verkleinernd von einer europaischen anmerkung um eurozentriert gespeiste uberlegenheitsgefuhle erst gar nicht aufkommen zu lassen in dante alighieris schriften de vulgari eloquentia ii convivio und monarchia aus der ersten hafte des 14 jahrhunderts lassen sich die theoretischen anstregungen zur ausgstaltung der europaischen volkssprachlichkeit studieren in humboldts schriften aus der ersten halfte des 19 jahrhunderts die zu einer zwischenbilanz dieser theoretischen verdeutlichung abendlandischer sprachentwicklung ein zentrales thema dieser linguistischen und menschheitsgeschichtlichen denkbewegung labt sich von zwei aufgaben her umschreiben an denen sich das spezifische der europaischen anmerkung ablesen lagt die verhaltnisbestimmung von einheit und vielfalt von identitat und differenz einerseits und der klarung welches regulativ die vielfalt zu einem eintrachtigen miteinander zu bestimmen vermag andererseits der grundsatz von dem her humboldt das thema angeht ist von mir schon auszugsweise vorgestellt worden jetzt sei er vollstandig zitiert wenn aber das gleiche gesucht wird kann es doch nur in verschiedenem geiste errungen werden und die mannigfaltigkeit in welcher sich die menschliche eigenthumlichkeit ohne fehlerhafte einseitigkeit auszusprechen vermag geht ins unendliche 33 dante alighieri bestimmt in seiner schrift monarchia diesen grundsatz so das auberste an moglichkeit der menschheit ultimum de potentia ipsius humanitatis ist das vernunftige vermogen oder die vernunftige kraft potentia sive virtus 19 intellectiva von ihr gilt weil dieses vermogen weder durch einen einzigen menschen noch durch eine der oben unterschiedenen besonderen gemeinschaften auf einmal ganzlich verwirklicht werden kann ist es notwendig dab es in der menschlichen gattung eine vielfalt gibt durch welche dieses ganze vermogen verwirklicht wird 34 et quia potentia ista per unum hominem seu per aliquam particularium comunitatum superius distinctarum tota simul in actum reduci non potest necesse est multitudinem esse in humano genere per quam quidem tota potentia hec actuetur es ist offenkundig dab in diesen satzen ein uns allen bekanntes und gelaufiges phanomen der neuzeitlichen geschichte europas aufscheint ein denken namlich das vom subjekt ausgeht und das in dem descartes zugeschriebenen satz cogito ergo sum wirkungsgeschichtlich fabbar ist die theorie der volkssprachlichkeit wird in diesem subjektorietierten denkrahmen entworfen ihre besonderheit aber ist es dab sie ihren ansatz nicht nur von der individualitat der einzelnen personen bzw der menschlichen gattung her formuliert sondern auch und das mit deutlichem akzent vom verstandnis des menschen her als ooov ttoaitikov die griechische formulierung steht hier im gegensatz zur lateinischen ubertragung ens soziale um die aufgegebenheit der mittelstufe zu unterstreichen die differenz zwischen dantes anfang und humboldts zwischenbilanz besteht in der auffassung vom regulativ dante sucht das regulativ in der erneuerung des romischen imperiums auf diese weise ist klar dab fur das wohl der welt eine monarchie oder ein imperium notwendig ist 35 humboldt dagegen setzt auf das ineinanderwirken hochgebildeter nationen denn die sprachen trennen allerdings die nationen aber nur um sie auf eine tiefere und schonere weise wieder inniger zu verbinden dab eine solche verbindung ihre eigenen voraussetzungen hat dab sie erst gelernt werden mub dab sie also im menschen naturlicherweise nicht angelegt ist macht humboldt mit einem vergleich deutlich die sprachen gleichen darin den meeren die anfangs furchtsam an den kusten umschifft die landerverbindendsten strassen geworden sind 36 der friede der sich so oder so herstellt ist im denken dantes noch einer nach art der pax romana heute pax americana fur humboldt dagegen einer der der logik der rede folgt er ist pax ratione locutionis dab diese europaische anmerkung zur bildung des menschengeschlechts moglich wurde war aber von vielerlei voraussetzungen abhangig sie ist nicht aufgrund absichtsvoller planung zustandegekommen sondern ist aus sozusagen blinden konstellationen entstanden humboldt beschreibt diese konstellation die menschenhaufen der volkerwanderung einerseits und das untergehende romische reich das diese beerben andererseits zusammenfassend so die erscheinung des gleichzeitigen bestehens der literaturen mehrerer 20 hochgebildeter nationen neben einander war erst der neueren zeit aufbehalten und wurde jahrhunderte lang durch welthistorische begebenheiten vorbereitet die nationen mussten erst enge religiose politische und sittliche verbindungen eingehen sie mussten ihnen vom alterthum uberliefert ein allgemeines sprachverbindungsmittel besitzen endlich grosstentheils durch dieses und die werke der alten belehrt getibt und ermuthigt sich von diesem selbst als von einer einengenden fessel losmachen und es nur beschranktem willkurlichem gebrauch vorbehalten das verlassen einer todten sprache im wissenschaftlichen und literarischen gebrauch ist unstreitig der wichtigste schritt im entwicklungsgange der sprachen zu nennen 37 diese wie man wohl sagen kann magna charta europaischer volkssprachlichkeit macht unmibverstandlich klar dab es um das landerverbindende meer befahren zu lernen vieler gemeinsamkeiten bedurfte dab fur die ausbildung dieser gemeinsamkeiten eine lehr und schulzeit eine scholastik notig war dab in der lehr und schulzeit kein lernender einen anderen hat dominieren durfen dab schlieblich die befreiung aus einengender fessel unblutig also ohne vatermord hat von statten gehen konnen weil die belehrung die ubung die ermutigung in einer bereits untergegangenen kultur gesucht wurde die europaische anmerkung zur bildung des menschengeschlechts ist also an kontingente menschheitsgeschichtliche bedingungen geknupft die ein denken befordert haben das plural ist ohne indifferent zu sein freilich wir durfen uns nicht uneingeschrankt ruhmen das meer als die landerverbindendste strabe schon wirklich nutzen zu konnen 4 conditiones humanae weil wir gebrechliche wesen seien so habe ich es im zweiten teil meines vortrags formuliert s 11 bedurften wir menschen einer mittelstufe um zur eineit der menschheit zu gelangen der ausdruck gebrechliche wesen mub in einem umfeld nuchterner textanalyse befremdlich pastoral klingen er bringt aber in seinem erbaulichen hof in dem er schwebt auf den punkt worauf alle analysen menschlicher existenzbedingungen immer auch hinauslaufen ohne emotionale erlebnisresonanz ist dann von kontingenz die rede also davon dab uns unser dasein nicht notwendigerweise zukommt wir existieren nur bedingt in der analyse der bedingungen also der conditiones humanae wird offenkundig was kontingenz im einzelnen fur uns bedeutet was solche analysen zeigen scheint uns allen selbstverstandlich dab unsere leben einen zeitlichen anfang und ein zeitliches ende habe zum beispiel aber moglicherweise ist dies nicht mehr als ein krudes wissen um die faktizitat eines anfangs und eines endes noch ohne auslegung was uns geburtlichkeit und sterblichkeit bedeutet schon unser sprachgebrauch zeigt das an denn 21 geburtlichkeit ist im gegensatz zu sterblichkeit ein wenig gelaufiger ausdruck was alles ist zu den bedingungen menschlicher existenz zu zahlen ich bin nicht in der lage weder hier noch uberhaupt eine skizze der bedingungen menschlichen dasein zu entwerfen darum stelle ich die liste der conditiones humanae vor wie sie sich bei hannah arendt findet sie nennt sechs solcher bedingungen das leben selbst die erde natalitat mortalitat weltlichkeit und pluralitat arendt 1981 18 die ersten vier lassen sich unter einem ubergeordneten gesichtspunkt zusammenfassen sie bedingen dab das menschliche dasein ein begrenztes ist raum zeitlich begrenzt und im hinblick auf den modus menschlichen lebens insofern es in jedem augenblick zu ende gehen kann die beiden letzten bedingungen in dieser liste weltlichkeit und pluralitat markieren eine differenz zu anderen lebewesen menschen werden nicht in eine artspezifische umwelt hineingeboren sondern sind weltoffen konnen und mussen sich ihre welt ihre menschenwelt samt ihrer eigenen rolle darin schaffen und bestimmen und da welt als menschenwelt nur zwischen den personen sein kann jeder person aber eine eigene weltansicht zukommt ist pluralitat eine conditio humana pluralitat ist also kein phanomen das sich erst als folge des neuzeitlichen traditionsbruches einstellt der historische tatbestand des traditionsbruches macht vielmehr auf eine erschreckende weise deutlich welch immense schwierigkeiten pluralitat uns bereitet nachdem wir mit guten grunden nicht mehr bereit sind traditionsgeleitete orientierung als antwort auf diese conditio humana gelten zu lassen immense schwierigkeiten auf sie hat humboldt mit seinem vergleich der volkertrennenden und volkerverbindenden sprachen mit der schiffahrt auf offenem meer verwiesen auf die schwierigkeiten frieden nach der logik der sprachen nicht nach der logik der waffen und wie wir aktualisieren mussen auch nicht nach der frei floatender finanzmarkte zu stiften allemal setzt solche friedensstiftung nach art der logik der rede einen vorrat an gemeinsamkeiten voraus aus dem wir die antriebe gewinnen den bestrebungen unseres willens eine gemeinsame richtung zu geben aus dem wir uns zu einschatzungsurteilen anregen lassen konnen mit welchen widerstanden zu rechnen ist aus dem wir die muster beziehen das verstehen zu lernen namlich die eigene und die fremde sprachform gleichzeitig bewubt zu halten dies alles die willensformung die seinstreuen urteile die verstehenskunst wird nicht in einem einzigen menschenleben das nach dem worte des psalmisten 90 10 siebzig jahre wahrt erfunden differenziert und angewendet da wird vielmehr ein in sich geordneter wohlgepflegter gut zuganglicher und vor dem ansturm stets neu einsetzenden lebens geschutzter thesaurus hilfreich und unersatzlich sein die nationen insofern sie geistige formen der menschheit sind halten solche bereit die immensen schwierigkeiten die uns pluralitat nach dem neuzeitlichen traditionsbruch bereitet noch immer intonieren wir die morgenlieder gegen die geschlossenen weltbilder und ihrer gesellschaftsformation getragen vom pathos des 22 aufbruchs ins reich der freiheit als ob es da noch viel zu stoben gabe der verdacht drangt sich auf dab wir uns mit solcherart pathos inzwischen modisch locker gestylt uber die immensen schwierigkeiten hinwegsetzen die die orientierungskrisen bereiten und die uns ohne ariadnefaden finden zeit also zu lemen mit dem konsens pfleglich umzugehen pfleglicher umgang setzt wissen voraus wie es um die menschlichen angelegenheiten bestellt ist konsens als eine menschliche angelegenheit ist das ergebnis eines kulturellen prozesses in dem sich kollektive identitaten bilden hat zur bedingung ihn zu wollen gelingt nur wenn die unterschiedlichen vorstellungen was ihn ausmachen soll akzeptiert werden konsens ist also fur unseren verstand eine ganz und gar paradoxe angelegenheit wir mussen ihn schon haben um nach ihm streben zu konnen wir mussen um mit anderen was das wort con sentire ja wortlich meint zusammen und ubereinstimmend wahrzunehmen zu fuhlen und zu empfinden unsere verschiedenheit nicht nur beachten sondern auch achten und schatzen konsens als eine paradoxe angelegenheit die napa soi o